Autor: Dominique Stork

Veröffentlicht: 4. August 2025

Immobilie in der Scheidung? Diese Fehler vermeiden – Ihr Praxisleitfaden

Die gemeinsame Immobilie gehört meist zu den größten gemeinsamen Vermögenswerten eines Ehepaars. Im Fall einer Scheidung wird sie daher schnell zum zentralen Streitpunkt. Wer gut vorbereitet ist, kann unnötige finanzielle Verluste, langwierige Gerichtsverfahren oder emotionale Belastungen vermeiden. In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen praxisnah, worauf Sie achten müssen, welche Fehler besonders häufig vorkommen – und wie Sie in der Region SaarPfalz strategisch und rechtssicher agieren.

1. Der rechtliche Rahmen: Güterstand & Zugewinnausgleich

1.1 Welche Güterstandsarten gibt es?

  • Zugewinngemeinschaft (Standardfall, ohne Ehevertrag): Das während der Ehe gemeinsam erwirtschaftete Vermögen wird geteilt.

  • Gütertrennung: Jeder behält sein Vermögen, keine Teilhabe am Zugewinn des anderen.

  • Gütergemeinschaft (selten): Vermögen wird grundsätzlich gemeinschaftlich verwaltet.

Wenn kein Ehevertrag existiert, gilt automatisch die Zugewinngemeinschaft. Das hat direkte Konsequenzen auf die Immobilie: Auch wenn nur ein Name im Grundbuch steht, kann der andere Partner Anspruch auf die Hälfte des Wertzuwachses haben.

1.2 Ausnahmen & Spezialfälle

 

  • Erbschaft oder Schenkung: Solche Immobilien gelten meist als Anfangsvermögen und sind grundsätzlich vom Zugewinnausgleich ausgenommen. 

  • Wertsteigerung durch Modernisierung: Wenn ein Partner während der Ehe erhebliche Renovierungen finanziert, kann dieser Wertzuwachs anteilig relevant werden. 

  • Mitfinanzierung durch den anderen Partner: Wer mitbezahlt hat – etwa durch Tilgungsanteile, Renovierung oder Unterhaltsleistung – kann seinen Anteil geltend machen, selbst wenn er nicht im Grundbuch steht.

2. Fünf häufige Fehler, die Sie vermeiden müssen

Fehler Gefahr / Folge Empfehlung
Unzureichende Wertermittlung Streit über den Marktwert, Benachteiligung Unabhängiges Gutachten (z. B. Verkehrswertgutachten) beauftragen
Überstürzter Verkauf Verkauf unter Marktpreis, emotionale Entscheidungen Genügend Zeit nehmen, Immobilie & Dokumente vorbereiten
Keine Zustimmung eines Partners Verkauf kann juristisch blockiert werden Vertragliche Zustimmung sichern, einvernehmliche Lösung suchen
Nicht klären der Finanzierungsverbindlichkeiten Restdarlehen & Kosten bleiben ungelöst Schulden, Tilgungspläne & Sondertilgungen gemeinsam analysieren
Ignorieren steuerlicher Folgen Spekulationssteuer, Schenkungssteuer Steuerberater konsultieren, steuerliche Risiken prüfen

3. Drei Optionen: Verkauf, Übernahme oder Vermietung

Nachfolgend ein Überblick über die gängigen Szenarien:

Option Vorteile Nachteile / Anforderungen
Verkauf & Aufteilung Klarer Schlussstrich, Liquidität für beide Beide müssen zustimmen, Maklerkosten, evtl. Zwangsversteigerung
Übernahme durch einen Ehepartner Kontinuität, z. B. für Kinder Finanzierung & Auszahlung des Partners erforderlich
Gemeinsame Vermietung Übergangslösung, weniger Eile Absprachen nötig, gemeinsames Eigentum bleibt bestehen

Beispielrechnung zur Übernahme

• Verkehrswert der Immobilie: 400.000 €
• Restschuld / Belastung: 150.000 €
→ Eigenkapital: 250.000 €
→ Hälfte für den ausscheidenden Partner: 125.000 €
Der verbleibende Partner muss diesen Betrag finanzieren, z. B. über Kredit, Eigenmittel oder Ratenzahlung.

4. Der Ablauf bei einer Scheidung mit Immobilie

4.1 Sofortmaßnahmen

1. Sammeln Sie alle relevanten Unterlagen (Grundbuchauszug, Finanzierungsverträge, Baupläne, Modernisierungsnachweise, Nebenkostenabrechnungen). 2. Beauftragen Sie ein unabhängiges Wertgutachten. 3. Konsultieren Sie einen Fachanwalt für Familienrecht. 4. Prüfen Sie steuerliche Konsequenzen (z. B. Spekulationssteuer, Schenkungssteuer). 5. Kontaktieren Sie Ihre Bank und klären Sie mögliche Kreditänderungen.

4.2 Verhandlungen & Festlegungen

• Einigung über Vorgehen (Verkauf, Übernahme, Nutzung) • Zahlungsmodalitäten (z. B. Auszahlung, Ratenzahlung) • Vertragsgestaltung (Notar, Grundbuchumschreibung) • Fristen & Zeitpläne vereinbaren

4.3 Umsetzung & Formalitäten

• Notarielle Beurkundung der Vereinbarungen • Grundbuchänderung (Eintragung, Umschreibung) • Anpassung der laufenden Verträge (Versicherungen, Nebenkosten, Steuer) • Begleichung von Verbindlichkeiten

5. Wann droht die Teilungsversteigerung – und wie vermeiden?

Wenn sich die Ehepartner nicht einigen können oder ein Partner den Verkauf erzwingen will, kann das Gericht auf Antrag eine Teilungsversteigerung anordnen. Allerdings ist dies in der Praxis meist die schlechteste Option:

  • Versteigerungserlöse liegen oft 20–30 % unter dem Marktwert.

  • Es entstehen zusätzliche Kosten (Gericht, Gutachter).

  • Emotionale Belastung & Unsicherheit hoch.

Vermeidungstipps: – Setzen Sie früh auf Kommunikation und Mediation – Lassen Sie alternativ ein „Zwangs­verkaufsverbot“ vertraglich regeln – Ziehen Sie einvernehmliche Lösungen vor

6. Regionale Besonderheiten in SaarPfalz

  • Marktwert und Lage-Einflüsse: In ländlichen Gebieten kann die Nachfrage geringer sein – damit sinkt der erzielbare Preis.

  • Immobilienmarktzyklen: Beobachten Sie lokale Entwicklungen (z. B. Nähe zu Städten, Infrastruktur).

  • Maklernetzwerke & Expertise vor Ort: Ein spezialisiertes Immobilienbüro in der Region kennt lokale Käufer, Marktpreise und Besonderheiten – das zahlt sich aus.

  • Finanzierungsbedingungen & Banken vor Ort: Manche regionale Banken haben flexiblere Konditionen bei Übernahmen als Großbanken.

7. Tipps zur Vermeidung von „schlafenden Fallstricken“

  • Dokumentieren Sie jede finanzielle Beteiligung (z. B. Renovierungsrechnungen)

  • Wählen Sie einen Gutachter gemeinsam – Hintergrund: Vertrauen & Akzeptanz

  • Halten Sie alle Vereinbarungen schriftlich & notariell fest

  • Achten Sie auf steuerliche Fristen (z. B. Spekulationsfrist von 10 Jahren)

  • Planen Sie Liquidität – der ausgezahlte Partner braucht Absicherung

  • Vermeiden Sie Schnellschüsse – Zeit verschafft Verhandlungsspielraum

Fazit & Handlungsempfehlung

Die Immobilie in der Scheidung ist ein Thema, das Sorgfalt, strategisches Vorgehen und professionelle Begleitung erfordert. Der Schlüssel liegt darin, Fehler früh zu erkennen und systematisch zu vermeiden. Für Paare in der Region SaarPfalz gilt:

1.Beginnen Sie frühzeitig mit der Klärung

2. Holen Sie unabhängige Gutachter & Rechtsberatung hinzu

3. Sichern Sie Dokumente, Verbindlichkeiten und Vereinbarungen schriftlich

4. Wägen Sie Optionen sorgfältig (Verkauf, Übernahme, Vermietung)

5.Treffen Sie Entscheidungen nicht unter Druck oder emotionaler Überspitzung

Mit systematischem Vorgehen, kompetenter Unterstützung und klarem Kopf lassen sich Streit und finanzielle Nachteile minimieren – und eine faire Lösung erzielen, die den Weg in eine neue Lebensphase ebnet.